Statt Jammern Schwule zulassen!
Linz (HOSI): Würde sich das Rote Kreuz endlich, wie von der EU schon seit zwei Jahren gefordert, dazu durchringen, Schwule zum Blutspenden zuzulassen, würde es nicht ständig jammern müssen, dass es zu wenig Blutspenden gibt. Bundesminister Alois Stöger soll jetzt endlich ein Machtwort sprechen und diese Diskriminierung beenden.
Das Rote Kreuz beklagt wie jedes Jahr die sinkende BlutspenderInnenzahl und befürchtet Engpässe bei den Blutkonserven. Durch das hohe Verkehrsaufkommen im Sommer gebe mehr Unfälle und damit einen erhöhten Bedarf an Blutkonserven. Zurzeit würden in den Krankenhäusern wesentlich mehr Konserven benötigt als gespendet werden. Die aktuellen Vorräte an Blutkonserven würden nur noch für etwa eine Woche reichen. So weit so tragisch. Gleichzeitig aber schließt das Rote Kreuz Schwule offenbar aus ideologischen Gründen vom Blutspenden in Bausch und Bogen aus.
Diskriminierung der Extraklasse
“Seit Jahren sehen wir dasselbe jämmerliche Schauspiel: Das Rote Kreuz beklagt die sinkende BlutspenderInnenzahl und weigert sich gleichzeitig, Schwule zum Blutspenden zuzulassen. Da wird eine ganze Bevölkerungsgruppe pauschal diskriminiert, denn Schwule haben genauso oft und genauso wenig ansteckende, über das Blut übertragbare Krankheiten, wie alle anderen DurchschnittsösterreicherInnen – egal ob HIV, Hepatitis oder sonst etwas. Das ist alles nur noch peinlich. Eine Diskriminierung der Extraklasse“, empört sich der Vereinssprecher der HOSI Linz, Gernot Wartner.
Gibt jemand in dem vor dem Blutspenden auszufüllenden Fragebogen an, homosexuell zu sein, darf er gleich wieder nach Hause gehen. Das Blut von Homosexuellen könnte ja mit HIV infiziert sein. Dabei spielt es keine Rolle, ob man wirklich infiziert ist oder nicht – und das, obwohl auch Heterosexuelle mit HIV infiziert sein können und jedes Blut ohnehin noch auf alle möglichen Infektionen und eben auch auf HIV routinemäßig getestet wird.
EU-Rechtswidrig
Die HOSI Linz sei daher der Ansicht, dass der Engpass an BlutspenderInnen so groß gar nicht sein könne, und wenn, dann sei dies von den Verantwortlichen selbst verschuldet. „Wir erkennen darin eine offenbar ideologisch motivierte Diskriminierung, die sich eindeutig gegen Lesben und Schwule richtet und sachlich in keiner Weise begründet ist. Das Blut von gesunden Lesben und Schwulen – und das ist ja der allergrößte Teil auch dieser Bevölkerungsgruppe – einfach abzulehnen, sobald man sich jemand zu zur homosexuellen Orientierung bekennt, ist alleine schon deswegen diskriminierend, weil der Blutspende nichts im Wege steht, wenn man die eigene Homosexualität nicht angibt“, so Wartner. Es stehe ja außer Streit, dass es vernünftig ist, dass man Erkrankungen zuvor abfragt, aber alleine aus der homosexuellen Orientierung eines Menschen einen Ablehnungsgrund zu konstruieren, sei diskriminierend und menschenrechtswidrig. „Zuerst Hunderte von Blutspendewilligen diskriminieren und dann von einem Engpass zu reden, ist mehr als verlogen.“
Bereits im September 2011 hat der EU-Kommissar für Gesundheit und VerbraucherInnenschutz, John Dalli, in einer Anfragebeantwortung an Abgeordnete des Europäischen Parlaments festgehalten, dass eine EU-Richtlinie aus 2004 zum Blutspenden keinen Anlass zum grundsätzlichen Ausschluss Homosexueller vom Blutspenden rechtfertige. Sexualverhalten sei nicht identisch mit sexueller Orientierung und ein allgemeiner Ausschluss von schwulen und bisexuellen Männern vom Blutspenden widerspräche dem EU-Recht.
Gefordert ist jetzt Bundesminister Stöger
Nach Ansicht der HOSI Linz liegt der Ball längst im Gesundheitsministerium. Doch dieses geht offenbar vor dem Roten Kreuz in die Knie und verweist seit Jahr und Tag nur auf eine angebliche Arbeitsgruppe, die eine Reform der entsprechenden Gesetzeslage vorbereite. „Nach der bereits 2011 erfolgten Festlegung der EU-Kommission hat Bundesminister Stöger keinen Grund mehr, eine sofortige Entscheidung in dieser Frage weiter hinauszuzögern. Seit der Klarstellung durch den EU-Kommissar ist es wohl eindeutig, dass sexuelle Orientierung, ethnische Herkunft und andere Identitätsmerkmale für die Gesundheit einer Person vollständig irrelevant sind. Ich fordere den Herrn Bundesminister auf, die bisherige diskriminierende Praxis der Blutspendeeinrichtungen sofort abstellen zu lassen!“, so Wartner abschließend.
Für die HOSI Linz
gez. Gernot Wartner, Vereinssprecher
Linz, den 31.07.2013