HOSI Linz ermutigt: „Come on, come out!“
Linz (HOSI): Zum Internationalen Coming-Out Day ruft die HOSI Linz auf, das eigene Leben zu leben. „Sich ja nicht in eine Schablone pressen lassen! Das geht früher der später ins Auge“, heißt es in der HOSI.
„Je mehr Lesben und Schwule ihre Identität nicht ängstlich und krampfhaft verstecken, desto einfacher ist es, das eigene Leben gleichgeschlechtlich, aber eben auch ganz normal und zufrieden in der Gesellschaft zu leben. Das leuchtet ein, wird doch die Gruppe der Lesben und Schwulen sichtbarer und damit stärker und selbstbewusster. Auch gibt es dann viel mehr Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, mit Vorbild- und Identifikationswirkung, etwa in Kultur und Politik, Sport und Wissenschaft“, gibt sich Vorstandsgeschäftsführer Gernot Wartner überzeugt.
„Freilich ist für jede und jeden der Schritt, zu sich selbst zu stehen, um damit mit beiden Beinen fest in der Gesellschaft zu stehen, oft ein schwerer. Doch er lohnt sich! Jede Reise muss mit dem ersten Schritt beginnen, dann kann sie faszinierend werden“, weiß Rainer Bartel als Leiter der Beratungsgruppe der HOSI Linz und ergänzt: „Allerdings tut es gut, sich vorher mit einem Berater oder einer Beraterin der HOSI Linz darüber auszusprechen. Sich für alle Fälle gut vorzubereiten, schadet nie, denn wenn aus dem Coming Out ein Going Public wird, gibt es in rund einem von zehn Fällen Schwierigkeiten, die zu meistern sind.“
Während Coming Out als innere Angelegenheit das Annehmen der eigenen Sexualität für sich selbst ist, sprechen wir von Going Public oder äußerem Coming Out, wenn sich ein Mensch mit seiner gleichgeschlechtlichen Orientierung seinen Mitmenschen entdeckt. „Sicherlich ist es meist übereilt, seine Homosexualität mit einem Mal allen Menschen zugleich mitzuteilen. Gegen etwaige seelische Verletzungen sollte die Lesbe oder der Schwule schon gewappnet sein. Das bedarf eines überlegten Vorgehens, wie er oder sie das am besten tut“, erklärte Bartel, der seit 1994 in der HOSI Beratung anbietet.
„Out of the closet and into the streets!“, war ein Slogan der lesbisch/schwulen Emanzipationsbewegung ab den späten 1960ern. Das Versteckspiel mit seiner oder ihrer homosexuellen Orientierung in Gesellschaft wird bildlich als ein sich Einsperren in einem Schrank („closet“) gesehen. „Aus Erfahrung kann ich nur davor warnen, sich als Lesbe oder Schwuler in einen solchen Schrank zu sperren, insbesondere wenn jemand verleitet ist, zum Zweck eines vifen Versteckspiels sogar zu heiraten und Kinder zu zeugen. Homosexualität lässt sich auf die Dauer nicht unterdrücken, sie bricht sich über kurz oder lang ihre Bahn“, erklärt Rainer Bartel.
„Wenn die Politik ihrer staats- und gesellschaftspolitischen Aufgabe gut nachkommen will, soll sie den Organisationen der lesbisch/schwulen Community sowohl finanzielle Unterstützung zuteilwerden lassen, und muss auch ideell ganz unzweifelhaft hinter der Bewegung stehen“, ergänzt Wartner. „Deshalb ist es so nötig, dass die HOSI Linz rasch wieder einen Beratungsraum zur Verfügung hat, damit diskrete, vertrauliche Gespräche zum Coming Out und Going Public nicht mehr in Kaffeehäusern abgehalten werden müssen“, schließt Bartel aus der Sicht der Beratung.
Für die HOSI Linz
gez. Dr. Rainer Bartel, Vereinssprecher
Linz, den 10.10.2013