Vier von fünf Experten kritisieren homophobe Diskriminierung beim Blutspenden. Das Gesundheitsministerium reagiert halbherzig und will neue Studien.
Seit Jahren fordern Österreichs LGBTIQ*-Organisationen ein Ende der homophoben Diskriminierung beim Blutspenden. Trotz des immensen Bedarfs an Blutspenden in Österreich werden noch immer Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), von der Teilnahme ausgeschlossen, so die potenziellen Spender* die im Anamnesebogen enthaltene Frage, ob sie innerhalb der letzten zwölf Monate Sex mit Männern hatten, positiv beantworten.
Am 01.12.2020 haben die Abgeordnete*n im Gesundheitsausschuss zu einem Expertenhearing über die Diskriminierung homosexueller Männer beim Blutspenden geladen. Alle Experten* waren der Ansicht, dass hier eine ungerechtfertigte Diskriminierung besteht, die leicht behoben werden könnte. Allein Dr. Christof Jungbauer vom Österreichischen Rotes Kreuz (ÖRK) widersprach den anderen Experten* – wieder einmal. Alle Bemühungen, hier Diskriminierung zu beseitigen, scheiterten bisher am Roten Kreuz. Das Bundesministerium für Gesundheit hat daraufhin angekündigt, weiter darüber nachdenken zu wollen.
Der Bundesminister für Gesundheit, Rudolf Anschober, hat heute drei Maßnahmen vorgelegt. Die Rückstellfrist wird jetzt zwar von zwölf auf vier Monate reduziert, eine Studie zur Erhebung der Lage betreffend sexuell übertragbare Erkrankungen soll eingeleitet und eine Gesundheitsfolgenabschätzung soll erarbeitet werden – ansonsten bleibt aber alles unverändert. Das Blutspendeverbot besteht damit allerdings weiter! Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), werden also weiterhin diskriminiert!
Bundesminister Rudolf Anschober meint in seiner heutigen Presseaussendung: „Durch diese ersten Schritte in Richtung Gleichstellung bei der Blutspende maximieren wir die positiven Auswirkungen auf unser Gesundheitssystem. Gleichzeitig minimieren wir Risiken mit der Aktualisierung der Risikoanalyse beim Blutspenden. Ich freue mich sehr, dass wir die diskriminierungsfreie Blutspende nun angehen und damit auch unser Gesundheitssystem gerechter gestalten.“
Der HOSI Linz ist dies zu wenig. „Das bedeutet, dass es noch lange dauern wird, wenn nicht Jahre, bis die diskriminierende Vorgehensweise bei der Blutspende aufgeboben wird. Wie lange müssen schwule Männer noch warten?“ fragt Mag. Richard Steinmetz, Vereinssprecher der HOSI Linz.
Der Gesundheitsminister sei der Community da im Wort; man werde sich nicht weiter hinhalten lassen. Steinmetz abschließend: „Diskriminierung darf keinen Platz in diesem Land haben. Auch nicht und schon gar nicht bei Gesundheitsdienstleistungseinrichtungen. Statt neue Studien zu beauftragen und Kommissionen einzurichten ist das sofort umfassend und vollständig zu lösen!“
gez. Mag. Richard Steinmetz
Vereinssprecher der HOSI Linz
Linz, 22.02.2021