Mauthausen kommt da und dort immer wieder zum Vorschein – besonders heutzutage
Die HOSI Linz nimmt wie jedes Jahr an der Feier der Republik zur Befreiung des KZ Mauthausen teil und hält in diesem Rahmen auch ihre eigene Veranstaltung am Gedenkstein für die homosexuellen Opfer des Nazi-Regimes ab. Doch dieses Mal ist es erschreckend anders.
Linz (HOSI) „Heuer trifft das 70-Jahr-Jubiläum der Befreiung mit bürgerkriegsnahen bis bürgerkriegsähnlichen Zuständen zusammen, die das seelische Wohl und körperliche Unversehrtheit, ja sogar das nackte Leben von Schwulen und Lesben an vielen Orten der Welt gefährden“, warnt der neue Vereinssprecher der HOSI Linz, Stefan Thuma.
„Es ist mir ein aufrichtiges und dringliches Anliegen aufzuzeigen, dass wir von der Realität immer wieder böse überrascht werden. Dabei können wir uns nicht darauf ausreden, dass die Diskriminierungen und Gräueltaten gegen Lesben und Schwule nur im sicher entfernten Afrika und Asien, Mittel- und Südamerika passieren. Erstens verdienen diese Verfolgten unseren solidarischen Beistand. Zweitens könnten auch uns ähnliche Eruptionen an Volksverhetzung und gewaltsamen Übergriffen gefährden; vor solchen Rückschlägen, die mit einem Mal jahrzehntelangen Fortschritt zunichtemachen, ist keine Zivilisation sicher – daran hat auch Conchita Wurst noch nichts geändert. Drittens zeigen das eklatant die USA, wo Schwule und Lesben unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit verhetzt und zum Freiwild deklariert werden und wo unter dem Vorwand der Religionsfreiheit Grundechte der sexuellen Minderheiten per Gesetz mit Füßen getreten werden und es noch zunehmend werden sollen“, führt Thuma aus.
„Ein Funke kann diese latenten Pulverfässer weltweit zur Explosion bringen. Wenn selbst bei uns die zur kurz Gekommenen nach einem neuen Sündenbock für Missstände und als Blitzableiter für ihre soziale Frustration suchen und dabei auch auf die Schwulen und Lesben kommen, sind Zustände wie nach der Machtergreifung der Nazis nach wie vor denkbar – und die haben schließlich zu den Konzentrationslagern, den Roten Winkels der Schwulen und den Schwarzen Winkeln der Lesben als Asoziale geführt und in der Maschinerie des Entmenschlichens, Quälens und Tötens geendet“, erklärt Vereinssprecher Thuma.
„Die Entmenschlichung der Nicht-Heterosexuellen hat in anderen Teilen der Welt längst begonnen und ist nun auf einem vorläufigen Höhepunkt angelangt. Damit dieser Zug der Zeit nicht weitergeht, müssen wir umgehend etwas dagegen unternehmen. Die HOSI Linz fordert daher die Politik aus aktuellem Anlass wiederholt und nachdrücklich auf, ihre staats- und gesellschaftspolitischen Pflichten in vollem Umfang wahrzunehmen. Das betrifft die Diplomatie gegenüber den Staaten, die Lesben und Schwule ächten. Hierzulande geht es um einen wirksamen Schutz vor Verhetzung und Hassverbrechen, die völlige rechtliche und gesellschaftliche Gleichstellung unbeschadet der sexuellen Orientierung und Identität sowie die unverzügliche, amtswegige und automatische Löschung der früheren Verurteilungen nach den schwulen Sonderstrafrechtsparagrafen der Vergangenheit aus einer noch immer ungerechten Gegenwart. Nur so können wir die Zukunft positiv gestalten“, zeigt sich Stefan Thuma namens der HOSI Linz überzeugt.
Für die HOSI Linz
gez. Stefan Thuma, Vereinssprecher