Wir leben unser Leben – und wir verlangen Gleichberechtigung!
Linz (HOSI): „Unsere Gesellschaft ist weiter als ihr Gesetzgeber. Der Coming Out Day soll nicht nur die noch versteckten Lesben und Schwulen ermutigen, ihr Leben zu leben. Das offene Leben soll den Staat endlich zu wirksamen Gleichstellungsmaßnahmen veranlassen. Diese politische Agenda ist längst abzuschließen, am besten in einem Aufwaschen“, urteilt der Vereinssprecher der HOSI Linz, Rainer Bartel, und listet die Forderungen auf.
Im Strafrecht ist ein wirksamer Schutz für Lesben und Schwule vor Verhetzung einzurichten. Für Hassverbrechen soll eine besondere Bestrafung vorsehen werden.
Ein generelles Diskriminierungsverbot beim Zugang zur Waren und Dienstleistungen soll eingeführt werden, z.B. sollen Lesben und Schwule bei der Wohnungsvermietung nicht mehr benachteiligt werden dürfen.
Bei der Eingetragenen Partnerschaft sind die symbolischen Diskriminierungen zu verbieten: Das Standesamt ist statt Bezirksverwaltungsbehörde zuständig zu machen! Die inhaltlichen Benachteiligungen der Eingetragenen Partnerschaft gegenüber der Ehe sind aufzuheben: So ist auch die Adoption von Kindern durch gleichgeschlechtliche Paare zu ermöglichen! Die Eingetragene Partnerschaft soll auch für heterosexuelle Paare offen sein, ebenso wie die zivile Ehe für gleichgeschlechtliche Paare geöffnet sein soll, um Wahlmöglichkeit einzuräumen und Stigmatisierung hintanzuhalten.
„Ergänzend verlangen wir von den zuständigen staatlichen Stellen aktive Maßnahmen zur verbesserten gesellschaftlichen Integration“, so Bartel weiter. Dazu gehören insbesondere eine geeignete Subventionierung der Informations- und Bildungsarbeit der Homosexuellen-organisationen in ganz Österreich, spezielle Unterrichtsbehelfe für LehrerInnen zum Unterricht in Pflichtschulden und im sekundären Bildungsbereich sowie Maßnahmen zur Sensibilisierung von Polizei und Bundesheer in Zusammenarbeit mit Homosexuellenorganisationen in ganz Österreich.
Der 11. Oktober ist seit 26 Jahren der Coming Out Day. Begangen wird er international in der Überzeugung, dass Sichtbarkeit das beste Mittel gegen Vorurteile und Ängste, Abneigung und Ausgrenzung sei. Offenheit im Sinn eines Nichtversteckens der gleichgeschlechtlichen Orientierung ist schon immer die Devise der Lesben- und Schwulenbewegung.
„Wer die Mitmenschen kennt, wird sie nicht mehr vorverurteilen. Dieses Mittel erweist sich einesteils als recht wirksam. Doch zur Vollendung der Antidiskriminierung muss sich auch der Staat bewegen. Es geht nicht an, dass Lesben und Schwule den Schritt wagen, offen ihr Leben zu leben – und es ist anfangs oft eine Überwindung dazu nötig –, und der Staat signalisiert hingegen durch seine Gesetzgebung, dass er es für vertretbar oder nötig hält, seine StaatsbürgerInnen mit gleichgeschlechtlicher Orientierung schlechter zu behandeln“, kritisiert der HOSI-Vereinssprecher und schließt: „Coming Out soll kein persönliches Wagnis mehr darstellen!“
Für die HOSI Linz
gez. Dr. Rainer Bartel Vereinssprecher
Linz, den 09.10.2014