Meinungsfreiheit, die zu weit geht
Die HOSI Linz hatte gehofft, dass generelle Verächtlichmachungen, wie sie der Verhetzungsparagraf des Strafrechts verbietet, auch gegen Homosexuelle verboten würden. Dazu hat sich aber der Gesetzgeber, trotz Drängens der HOSI Linz und anderer Organisationen, hierzulande noch immer nicht durchringen können. Nun bekommen wir die Rechnung präsentiert: einen harten Test auf Toleranz und Nervenstärke.
Linz (HOSI): „Vieles soll in der Meinungsfreiheit Platz finden, aber nicht alles! Haltlose Behauptungen entgegenzutreten, die eine ganze Bevölkerungsgruppe zumindest diskreditieren, ist unsere Aufgabe als HOSI. Andererseits fragen wir uns immer wieder, ob wir hirnrissigen Behauptungen überhaupt Beachtung und noch mehr Öffentlichkeit schenken sollen“, führt der Vereinssprecher der HOSI Linz, Rainer Bartel, aus.
„Ein Anlass wie der aktuelle Laun-Sager, der Homosexuellen pauschal eine höhere Neigung zum Kinderschänden attestiert, zeigt uns aber auch ganz allgemein einige wichtige Unzulänglichkeiten auf. Das Fehlen eines strafrechtlichen Verhetzungsschutzes für Homosexuelle ist schmerzlich und durch nichts zu rechtfertigen, sondern gesellschaftspolitisch kontraproduktiv. Besonderes Gewicht kommt einem notorischen Diskreditierer wie Weihbischof Andreas Laun deshalb zu, weil sein kirchliches Amt und seine Position als Akademiker ihm in weiten Teilen der Bevölkerung eine moralische und akademische Glaubwürdigkeit zukommen lassen, die ihm tatsächlich nicht zukommt – nicht in der gegenständlichen Frage. Laun befindet sich im Widerspruch zur ernstzunehmenden, will heißen von der Kirche unabhängigen Wissenschaft“, erklärt Bartel.
„Wir fordern aus Anlass der jüngsten Ausfälle Launs erneut eine Ausdehnung des strafgesetzlichen Verhetzungsschutzes auf die Gruppe der Lesben und Schwulen. Es ist ganz schön nervig, diesen Blödsinn immer wieder hören zu müssen, aber das Bedenklichste dabei ist, dass durch Stimmungsmache à la Laun Homosexuelle in ihrer Persönlichkeitsentfaltung geschädigt werden und auch ihre Umwelt wieder ein Stück homophober wird. Hier wird für uns klar die Grenze der legitimen Meinungsfreiheit überschritten. Also müssen und wollen wir laut aufschreien. Schließlich wollen wir keine US-Verhältnisse, wo die evangelikalen Kirchen die Gesellschaftspolitik des Staates erheblich mitsteuern“, so Bartel abschließend.
Für die HOSI Linz
gez. Dr. Rainer Bartel, Vereinssprecher
Linz, den 07.05.2014