Stilles Gedenken in Linz und Oberösterreich!Die HOSI Linz warnt vor reaktionärem Gegenwind gegen Gay Pride!Linz (HOSI): Der diesjährige Christopher Street Day (CSD) wird in Linz und Oberösterreich wieder ziemlich still begangen. Die Regenbogen-Paraden oder sonstigen bunten und schrillen Veranstaltungen, historisch aus den Protesten gegen Heteronormativität und Homophobie entstanden, prägen schon längst das Jahresprogramm der schwul-lesbischen Community in anderen Städten.„Nüchterne Vorträge und Diskussionen leisten einen unvergleichlich geringeren Beitrag zu Aufklärung, Problembewusstsein und konstruktiver Auseinandersetzung in der breiten Öffentlichkeit. Leider ist es in Hinsicht auf öffentliche Sichtbarkeit in Linz still geworden. Gab es 2009 bis 2011 noch großartige Straßenfeste, geht seither der CSD in Linz spurlos vorüber. Die HOSI Linz ist zwar die Organisation der parteifreien Lesben- und Schwulenbewegung in Oberösterreich, aber sie kann sich Veranstaltungen mit Breitenwirkung und allgemeiner Aufmerksamkeit einfach nicht mehr finanziell leisten. Wir müssen froh sein, durch Mitgliedsbeiträge und Spenden die Miete für unser winziges, im Tiefparterre gelegenes und mühsam renoviertes Vereinslokal in der Goethestraße 51 sowie einen Minimalaufwand für Informationsarbeit aufzubringen“, stellt Vereinssprecher Rainer Bartel fest.
Insgesamt verschlechternde Situation für Lesben und Schwule
„Dabei gibt es selbst heutzutage noch viel zu tun für die faktische Umsetzung der persönlichen Grund- und Freiheitsrechte für gleichgeschlechtlich liebende Menschen. Gerade in den letzten Jahren sehen wir tatsächlich weltweit eine sich insgesamt verschlechternde Situation für Lesben und Schwule. Das ist die Folge einer gezielten und gesteuerten Reaktion ultrakonservativer Kreise gegen den sozialen Fortschritt für gleichgeschlechtliche Lebensweisen“, führt Bartel aus.
„Immerhin geht die ‚Organization for Refuge, Asylum and Migration (ORAM)‘ davon aus, dass weltweit über 175 Millionen Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung oder Identität in Bedrohung leben müssen, sei es durch staatliche Repression oder den Bauch der Gesellschaft. Hierzulande sind Lesben und Schwule nicht ernsthaft bedroht. Leider zeigen sich aber erste Anzeichen, dass der Reaktionismus auch auf unser Land überschwappen könnte. Conchita Wurst ist ein starkes Zeichen und ein großer Ansporn für unsere Bewegung, aber sie kann den Fortschritt nicht im Alleingang erzielen. Am CSD, dem Christopher Street Day, hätten wir gern die Möglichkeit, allgemein gehört und gesehen zu werden und unseren Gay Pride öffentlich zu machen“, folgert Bartel.
Vor 45 Jahren, in den frühen Morgenstunden des 28. Juni 1969, kam es zum ersten Widerstand von Lesben und Schwulen gegen die Willkür und Gewalt der New Yorker Polizei. Dieses „gallische Dorf“ war das Greenwich Village in Süd-Manhattan, New York City. Vom subkulturellen Szenelokal ‚Stonewall Inn‘ gingen zweitägige Straßenkrawalle aus, in denen es zu Verletzungen ausschließlich auf Seiten der Protestierenden kam.
Gay Pride ist die Essenz für Selbstermächtigung und Emanzipation
„Es ist immerhin eine charmante und bezeichnende, wenn auch nicht gerade begeisternde Parallele, dass das subkulturelle Stonewall Inn dem derzeitigen Souterrain-Domizil der HOSI Linz recht ähnelt“, merkt Bartel an.
Die Stonewall Riots bewirkten immerhin ein wesentlich gesteigertes Selbstbewusstsein der Lesben und Schwulen und eine erstmals nachhaltige Erstarkung der Lesben- und Schwulenbewegung. Allmählich breiteten sich Selbstbewusstsein und Sichtbarkeit von homosexueller Orientierung über weite Teile der Welt aus. Die heute schon traditionellen Regenbogenparaden, die Gay Pride Parades, sind Folge der „Siegesfeiern“ der damaligen LesBiGay Community, Ausdruck von persönlicher Freiheit der Lebensführung und Protest gegen konservative Bevormundung bis reaktionäre Repression.
„Gay Pride ist die Essenz für Selbstermächtigung und Emanzipation von Lesben und Schwulen in einer weltweiten Allianz. Diese Solidarität ist auch nötig, sehen wir uns in der Welt um, aber auch in Europa und Österreich“, resümiert der Vereinssprecher.
Für die HOSI Linz
gez. Dr. Rainer Bartel, Vereinssprecher
Linz, den 26.06.2014